Lüneburg

Zukunft der Stadt gestalten – Digitales Ansiedlungsmanagement als Schlüsselelement

Deutschlandkarte Lüneburg markiert mit Zeichnung des historischen Rathauses
© Nadine Hoffmann | www.nh-visuals.com

Claudia Kalisch

Oberbürgermeisterin der Hansestadt Lüneburg

„Das Miteinander – und der Aspekt Klimawandel! Nur gemeinsam mit allen handelnden Akteur:innen können wir unsere Innenstadt als attraktiven Erlebnisort weiterentwickeln. Es braucht praxisfähige Konzepte für Themen wie Frequenz, Aufenthaltsqualität und Digitalisierung. Diese Konzepte sollten möglichst nachhaltig sein und zudem dazu beitragen, unser Stadtklima zu verbessern.“

Porträt Claudia Kalisch, Oberbürgermeisterin der Hansestadt Lüneburg
© Andreas Tamme für Hansestadt Lüneburg

Wieso wurde sich für eine Teilnahme am Projekt entschieden?

Das Thema Leerstand wird auch für die Hansestadt Lüneburg zu einer zunehmend größeren Herausforderung. Durch die Auswirkungen der Coronapandemie mussten bereits diverse Händler:innen ihre Geschäfte aufgeben. Es gilt, zügig ein Leerstandsmanagement aufzubauen und kurzfristig Vermieter:innen, Gastronom:innen, Kulturschaffende, Händler:innen sowie Existenzgründer:innen zusammenzuführen. Die Kommunikation und Vernetzung der Akteur:innen ist in diesem Prozess ein zentrales Thema für uns.

Das Projekt ermöglicht der Hansestadt, die eigenen Strukturen im Bereich Leerstandsmanagement auszubauen und dabei von den Erfahrungen anderer Kommunen in ganz Deutschland zu profitieren. Wir freuen uns, als einzige niedersächsische Kommune bei diesem Projekt dabei zu sein.

Was sind die größten Herausforderungen vor Ort in Bezug auf Leerstands- und Ansiedlungsmanagement?

Der Dialog mit den Immobilieneigentümer und weiteren Akteur:innen vor Ort funktioniert bereits recht gut. Vor Beginn des Projekts stellte die nicht vorhandene Struktur zur Datenerhebung, Datenerfassung und letztlich Datennutzung das größte Problem dar. Hinzu kam die Anpassung der Strukturen und Arbeitsabläufe an die neuen Aufgaben.

Was versprechen wir uns von der geplanten digitalen Plattform?

Ein wesentlicher Fortschritt, den wir uns vom Start der digitalen Plattform erhoffen, ist die dauerhafte und ortsunabhängige Verfügbarkeit der Daten. Durch die standardisierte Erfassung ist eine verbesserte Übersichtlichkeit des Datenbestandes zu erwarten. Dies ermöglicht eine professionellere und effizientere Nachnutzung der Leerstandsimmobilien und damit verbunden die Belebung der Innenstadt. Weiterhin trägt die Plattform beispielhaft in Bezug auf die Frequenzdaten zu einer transparenten und objektiven Beurteilung von Innenstadtlagen bei. Durch kreative und erprobte Lösungsansätze erhoffen wir uns eine Attraktivitätssteigerung der Innenstadt.

Woran arbeitet die Modellstadt im Projekt aktuell konkret?

Derzeit wird der bereits erfasste innerstädtische Gebäudebestand mit möglichst vielen aktuell zur Verfügung stehenden Informationen angereichert. Zudem erfolgt die Vorbereitung der Passantenfrequenzmessung im Innenstadtgebiet. Ein Großteil der Gespräche mit den Eigentümer ist bereits geführt, die Vor-Ort-Begehungen sind abgeschlossen. Die Installation und die Datenerhebung können in Kürze beginnen. Es ist das erste Mal, dass in der Lüneburger Innenstadt systematisch Informationen über die Anzahl und Bewegungsrichtung der Passant:innen erfasst werden.

Welche Best Practices zur Vitalisierung gibt es schon vor Ort? Welche Erfahrungen wurden hierbei gemacht?

Auch abseits dieses Projektes nimmt die Hansestadt Lüneburg die aktuellen Herausforderungen an und hat durch verschiedene Maßnahmen im Innenstadtbereich bereits positive Effekte erzielen können. Beispielhaft sind hier zwei Pop-up-Store-Wettbewerbe zu nennen, die den beiden innovativen Gewinnerkonzepten den Start in den stationären Einzelhandel erleichtert haben und so den Leerstand reduziert haben. Diese Maßnahme wird durch das Land Niedersachsen (REACT-EU-MITTEL) im Rahmen des Sofortprogramms „Perspektive Innenstadt!“ gefördert.

Weiterhin wurden drei städtische Förderrichtlinien zur Belebung der Innenstadt erlassen:

  • Bei der Richtlinie „Reduzierung des Gewerbeleerstandes“ soll vor allem neuen Betrieben, die Leerstandsimmobilien anmieten und damit das Angebot der Innenstadt erweitern, der Start erleichtert werden. Hierzu kann ein Drittel der Monatsmiete über einen Zeitraum von einem Jahr gefördert werden, sofern der oder die Vermietende bereit ist, die Miete um ein weiteres Drittel zu senken (sog. Drittelmodell).
  • Mit der Richtlinie „Stationärer Einzelhandel und Handwerk“ werden stationäre Einzelhändler:innen und Handwerksbetriebe im Stadtgebiet bei Investitionen in die Erstausstattung oder Grundsanierung von Geschäftsräumen sowie bei Digitalisierungsprojekten mit bis zu 10.000,- € unterstützt.
  • Die Förderrichtlinie „Schaffung von Wohnraum in der Innenstadt“ richtet sich an Immobilieneigentümer:innen im Innenstadtbereich und soll Leerstand durch eine Umnutzung der Gewerbeimmobilien in Wohnraum reduzieren. Hierfür werden Investitionszuschüsse in Höhe von 10 % bis maximal 10.000,- € gewährt.

Zudem wurde im Frühjahr 2021 der Beirat Innenstadt gegründet. Dieser setzt sich aus einer Vielzahl von Akteur:innen verschiedener Branchen und Vertreter:innen von Institutionen mit Sitz im Innenstadtgebiet zusammen. Es geht um einen Austausch über die aktuelle Situation, die neuesten Entwicklungen sowie Ideen und Anregungen. Auf diese Weise kommen die unterschiedlichsten Mitglieder der Stadtgesellschaft in einen regelmäßigen, vertrauensvollen und offenen Dialog mit der Kommune. Außerdem wurde bei der Tochter Lüneburg Marketing GmbH ein Innenstadtmanagement implementiert. Dieses soll die Vernetzung fördern und die Sichtbarkeit der Ansprechpartner:innen im Innenstadtbereich erhöhen. Unter anderem durch diese Maßnahmen konnten neue Kontakte geknüpft und bestehende Vernetzungen gestärkt werden.

Wie wichtig ist für uns der Austausch mit anderen Städten?

Besonders in der Umsetzung der anstehenden Aufgaben ist ein konstruktiver und offener Austausch mit den Ansprechpartner:innen anderer Teilnehmerstädte von großer Bedeutung. Die Möglichkeiten, eigene positive Erfahrungen weiterzugeben und bei Problemen Hilfestellungen und Ratschläge zu erhalten, führen zu wichtigen Synergieeffekten. Diese erleichtern die Realisierung des Projektes und machen das eigene Handeln effizienter. Die positive Dynamik zeigt sich auch daran, dass weitere zusätzliche Formate auf freiwilliger Basis für den Austausch untereinander geschaffen wurden. Best Practices anderer Städte und der Erkenntnisgewinn sind für uns von großer Bedeutung.

Was ist aus unserer Sicht der USP unserer Stadt, der Menschen in die City ziehen kann?

Die Hansestadt Lüneburg besticht vor allem durch ihr attraktives Stadtbild. Dieses hat sie besonders der sehr gut erhaltenden, weitläufigen Altstadt mit ihrer historischen Bausubstanz zu verdanken, welche den Reichtum im Mittelalter und die lange Geschichte der Salzstadt erlebbar machen.

Neben der Historie ist aber auch die Moderne in Lüneburg greifbar: Als Universitätsstadt profitiert die Hansestadt Lüneburg von innovativen Ideen und ermöglicht ein vielschichtiges, buntes Leben im Alltag. Bekannt ist Lüneburg zudem für den hohen Anteil an inhabergeführten Geschäften, welche den Stadtbummel auch für auswärtige Besucher:innen einzigartig machen. Hinzu kommt das umfangreiche gastronomische Angebot.

Ihr Ansprechpartner in Lüneburg

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